Planetary Health Diet

Kurze Einführung in die Planetary Health Diet

Im Jahr 2050 werden wir voraussichtlich etwa 10 Milliarden Menschen auf der Erde sein. Um alle nachhaltig und gesund zu ernähren, ist eine grundlegende Veränderung unserer Landwirtschaft und Ernährungsweise nötig.
Einen Weg, wie das gelingen kann, zeigt der Report der EAT-Lancet-Kommission. Er wurde 2019 veröffentlicht und formuliert das Konzept der Planetary Health Diet. Der Kommission gehören 37 Wissenschaftler*innen aus unterschiedlichen Disziplinen und 16 Ländern an. Das Ziel der Forscher war es, eine wissenschaftliche Grundlage für einen Wandel des globalen Ernährungssystems zu schaffen. Dabei geht es sowohl um die menschliche Gesundheit als auch um die unseres Planeten – ernährungsbedingte Krankheiten und dadurch bedingte vorzeitige Todesfälle sollen weitestmöglich vermieden und die planetaren Grenzen der Erde nicht überschritten werden.

Um diese Ziele zu erreichen, formuliert der EAT-Lancet-Report präzise Vorgaben für die globale Landwirtschaft und für die Ernährung.

Für die Landwirtschaft bedeutet das, innerhalb eines sicheren Bereichs bezüglich der relevanten planetaren Grenzen zu wirtschaften. Es gibt sechs Faktoren, von denen unsere Ernährungsversorgung abhängt: Wasser, Land, biologische Vielfalt, Klima, Stickstoff und Phosphor. Für jeden Faktor schlagen die Wissenschaftler Grenzen vor, innerhalb derer die globale Lebensmittelproduktion in Zukunft agieren sollte.

Die notwendigen Veränderungen fasst Professor Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Co-Leiter der EAT-Lancet-Kommission folgendermaßen zusammen:

„Unsere Definition von nachhaltiger Lebensmittelproduktion setzt voraus, dass wir die Landnutzung nicht ausweiten, dass wir die existierende biologische Vielfalt erhalten, den Wasserverbrauch reduzieren und verantwortungsvoll mit Wasser umgehen, die Schadstoffbelastungen durch Stickstoff und Phosphor erheblich einschränken, die CO2-Emissionen auf Null senken und keine weitere Zunahme der Emissionen von Methan und Stickoxiden verursachen. Es gibt zwar kein Wundermittel, um schädliche Produktionspraktiken zu bekämpfen, aber indem ein sicherer Bereich für Ernährungssysteme definiert wird, kann eine Ernährungsweise identifiziert werden, die die menschliche Gesundheit und die ökologische Nachhaltigkeit fördert.“

Ein neues Ernährungssystem zu entwickeln und durchzusetzen, sei eine gewaltige Aufgabe, sagt Rockström. Notwendig sei eine globale Revolution der Landwirtschaft.

Fünf Strategien für die globale Ernährungswende

Anhand von Modellberechnungen kamen die Wissenschaftler der EAT-Lancet-Kommission zu dem Ergebnis, dass die „Planetary Health Diet“ und die definierten Ziele für eine nachhaltige Lebensmittelerzeugung nur innerhalb der planetaren Grenzen bleiben, wenn gleichzeitig die Lebensmittelabfälle halbiert werden. Insgesamt haben die Forscher fünf sofort umsetzbare Strategien entwickelt, wie eine nachhaltige Ernährungswende gelingen könnte.

1. Gesündere Ernährung fördern

Die Menschen sollen zu einer gesünderen Ernährungsweise ermutigt werden. Dazu gehören eine verbesserte Verfügbarkeit und ein verbesserter Zugang zu gesunden Nahrungsmitteln, strengere Vorgaben für die Lebensmittelsicherheit und eine Politik, die den Einkauf aus nachhaltigen Quellen fördert. Neben Werbeeinschränkungen und Ernährungskampagnen ist auch die Erschwinglichkeit guter Lebensmittel entscheidend. Andererseits müssten sich die durch die Lebensmittelerzeugung verursachten Umweltkosten genauso in den Preisen widerspiegeln wie die Produktionskosten.

Daher müsste mit höheren Lebensmittelpreisen eine soziale Absicherung einhergehen, um sozial benachteiligte Menschen nicht zurückzulassen.

2. Qualität und Vielfalt statt Quantität in der Landwirtschaft

Der Fokus der Landwirtschaft sollte weg von hohen Erträgen hin zu einer Vielfalt an nährstoffreichen Nahrungsmitteln gelenkt werden. Statt wenige Kulturen zu fördern, von denen heute ein Großteil an Tiere verfüttert wird, sollte die globale Agrarpolitik Anreize für Erzeuger schaffen, um nahrhafte, pflanzenbasierte Lebensmittel zu produzieren. Außerdem schlägt die Kommission vor, Programme zur Unterstützung vielfältiger Produktionssysteme zu entwickeln und Forschungsvorhaben zu unterstützen, die die Qualität der Ernährung und die Nachhaltigkeit erhöhen.

3. Landwirtschaft nachhaltig intensivieren

Die Investition in die ökologische Landwirtschaft ist ein Schlüsselfaktor. Die Produktion müsste aber nicht nur nachhaltiger, sondern gleichzeitig effektiver werden. Zum Beispiel könnten Ernteerträge durch die Verwendung von trockenheitsresistenten Pflanzen und optimierter Bewässerung gesteigert werden. Die Bodenqualität könnte durch geeignete Anbaumethoden erhöht werden.

4. Strenge Vorgaben für die Nutzung von Land und Meer

Die Nutzung von Land und Meeren sollte streng reglementiert werden, um die natürlichen Ökosysteme zu erhalten und gleichzeitig die Lebensmittelversorgung zu sichern. Als Maßnahmen schlägt die EAT-Lancet-Kommission zum Beispiel vor, intakte natürliche Landflächen zu schützen, Rodungen zu verbieten und degradiertes Land wieder fruchtbar zu machen. Außerdem sollten 10 Prozent der Meeresfläche für die Fischerei gesperrt werden und Aquakulturen langsam wachsen.

5. Lebensmittelabfälle halbieren

Die Mehrheit der Lebensmittelverluste geschieht in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen während der Lebensmittelproduktion. Die Gründe: schlechte Ernteplanung, fehlender Zugang zum Markt und fehlende Infrastrukturen, um Lebensmittel zu lagern und zu verarbeiten. Eine erhöhte Investition in Technologien und in die Ausbildung von Landwirten wären hier notwendige Maßnahmen. Dagegen ist Lebensmittelverschwendung in Ländern mit hohem Einkommen ein Thema, wo sie in erster Linie durch den Handel und die Verbraucher*innen verursacht wird. Empfohlen werden Maßnahmen der Verbraucher*innenbildung, zum Beispiel um die Einkaufsgewohnheiten zu ändern oder den Unterschied zwischen Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdatum zu erklären. Auch das Know-how zur Lagerung und Zubereitung von Lebensmitteln sowie zu Portionsgrößen und zur Verwendung von Resten muss vermittelt werden.

Neben diesem Referenzrahmen für die Landwirtschaft beinhaltet das Konzept einen genau ausgearbeiteten Vorschlag für eine gesunde und nachhaltige Ernährung.

Wichtig ist bei der folgenden Tabelle, dass sie einen Rahmen bieten will, aber zugleich individuelle und kulturelle Vorlieben im Rahmen der Spannbreiten verwirklicht werden können.
Zugleich gibt die Kommission selbst zu bedenken, dass diese Ernährungsangaben nicht in allen Teilen der Welt gleichermaßen umsetzbar sind – nomadisch lebende Menschen in kargen Weidelandschaften werden z. B. naturgemäß einen höheren Fleischkonsum haben, weil Getreide, Gemüse etc. bei ihnen nur begrenzt verfügbar sind.

Von solchen Ausnahmen abgesehen bietet dieser Rahmen jedoch eine sinnvolle Orientierung.

Diese Grafik stellt den gleichen Ernährungsplan etwas anschaulicher dar:
Hierbei wurden allerdings Obst und Gemüse nach Volumen, alle anderen Komponenten nach Kalorienanteil an der Gesamtration dargestellt.

Grafik: www.eatforum.org